Dead - 01 - Der sichere Tod by McKinty Adrian

Dead - 01 - Der sichere Tod by McKinty Adrian

Autor:McKinty, Adrian [Adrian, McKinty]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-05-22T04:00:00+00:00


8: SUR DE LA FRONTERA

In diesem Niemandsland mit seinem sintflutartigen Regen atmet und bewegt sich nichts Lebendiges oberhalb der Augenhöhe eines Menschen …

Eine Unterwelt, eine versengte und versunkene Erde, das große Nichts. Eine gottverlassene Gegend. Ein Ort aus einem Albtraum. Nacht und Tag sind ununterscheidbar und werden zu einem einzigen weiten Horror-Universum außerhalb der Zeit. Der Regen ist kalt und prasselt ohne Unterlass mit solcher Stärke herab, dass er Löcher in den lehmigen Boden schlägt. Der damit einhergehende Wind peitscht und wühlt sich in jede Bodenfurche und -spalte. Er schlägt von jetzt auf gleich um, er fällt plötzlich in sich zusammen und treibt dann den Regen wieder waagerecht oder schräg vor sich her, manchmal schickt er ihn, allen physikalischen Gesetzen spottend, auch nach oben zurück.

Die Natur spielt sich als der große Zerstörer auf, als Geißel der Menschheit, Shiva, der Tabula rasa macht. Und hier, hier draußen in dieser Wildnis, wird die Welt aus dem Wasser wiedergeboren.

Der Hurrikan ist da, und alles hockt in Höhle oder Bau.

Fast alles …

Über mir eine riesige schwarze Wolke, der fürchterliches Licht entströmt, und ein Wolkenbruch, der Erde und Farben auswäscht und alles mit sich fortspült. Ein entsetzlicher Wind, der Meerwasser, Steine, Fahrradteile und Äste durch die Luft schleudert.

Die Landschaft erstarrt in brüchigen abschüssigen und ansteigenden Ebenen ohne jeden Horizont. Eine unermessliche Steppe ohne die geringsten Anzeichen von Leben. Darunter scharfe Steine, Lavafelsen, hier ein Geisterbaum, dort eine Hausruine, wie aus der Zeit der großen Hungersnot.

Ein zweites Irland, der äußerste Nordwesten, die Sperrins, das Marschland rund um den Mount Slemish.

Eine pulverisierte Erdoberfläche, eine Landschaft, die mir völlig unbekannt und gleichzeitig so vertraut ist, dass wohl die Seuche der Erinnerung ausgebrochen sein muss. Särge aus nassen, spiegelglatten Steinen, verwelkte Alphabete und Spuren des Himmels im roten Lehm.

Und all das unterstrichen von Wind und Regen. Regen vor allen Dingen.

Noch eine Meile, noch zehn Meilen, und dann ziehen sich altertümliche Oberleitungsmasten wie ein Geschwür diesen Hügel hier hinauf, einer Linie aus Stahl und Kabeln folgend, verklumpen sich, vielleicht, weil in dieser Richtung eine Siedlung liegt. In diesem absurden Land. Zivilisiert und unzivilisiert und metallisch. Aber du bist auf der Flucht, dieser Weg ist dir versperrt, wenn es denn der Weg der Menschen ist.

Dann eben nach Westen. Ein grünes Matschland, ein unsichtbarer Tafelberg am Rand der Welt. Eine Erhebung, ein Tal, stundenlanges Unterwegssein, dann ein See, den es vor einer Woche noch nicht gab. Überall zerzauste Büsche, Schilfgras und Bäume mit Luftwurzeln. Die Welt nach der Sintflut, Wasser allüberall. Kein Insekt, kein Kriechtier kann sich oberirdisch halten. Ihre Wohnungen sind überflutet, vom Krieg verheert, stehen längst in den Büchern der Versicherungsagenten und Schadensregulierer. Mars hat seinen Einfluss geltend gemacht und den Globus zu einer Feste des Unterirdischen zusammengedampft.

Der Hurrikan ist da, und der Regen fällt unablässig. Aye, das ist jetzt offenkundig. Alle Anzeichen und bösen Omen sprechen dafür. Der Regen ist eine Taufe und ein Reinigungsmittel. In seiner Kälte hat er etwas Transparentes. Auch der Wind spricht. Er trägt die Stimmen der Toten herbei. Sie machen dir Versprechungen, sie schwören dich ein.



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